access_time Publié 16.05.2022

Wissenschaftliche EMH-Zeitschriften neu mit COPE-Gütesiegel

Wissenschaftliche EMH-Zeitschriften neu mit COPE-Gütesiegel

16.05.2022

Die EMH-Fachzeitschriften "Swiss Medical Forum", "Primary and Hospital Care", "Cardiovascular Medicine" sowie "Swiss Archives of Neurology, Psychiatry and Psychotherapy" sind seit diesem Jahr Mitglieder von COPE, dem "Commmitee of Publication Ethics". Anerkannt werden damit eine transparente Verlagspolitik und ein ethisch seriöser Umgang mit der Publikation von wissenschaftlicher Forschung.

von Magdalena Mühlemann, Leiterin Content Wissenschaft, Fort- und Weiterbildung bei EMH

 

Vielzahl an wissenschaftlichen Publikationen unterschiedlicher Qualität

 

Mit dem Aufstieg grosser Player in der Verlagsbranche, dem Aufkommen des Internets in den 1990er-Jahren und dem damit einhergehenden Wandel von gedruckten zu elektronischen Zeitschriften, aber auch der anschliessenden Verbreitung des Open Access-Modells, ist die Publikationslandschaft, insbesondere in den Bereichen Naturwissenschaften, Technik und Medizin, zunehmend unübersichtlich geworden. Sogenannte Predatory Publishers – also betrügerische Unternehmungen, die sich als seriöse Verlage ausgeben mit dem einzigen Ziel, Publikationsgebühren zu kassieren – schiessen seit Jahren wie Pilze aus dem Boden und wirken immer professioneller. Bisweilen geben sie sogar weltbekannte Forschende ohne deren Wissen auf ihren Webseiten als Redaktionsmitglieder aus und perfektionieren so die Täuschung. Entsprechend wichtiger werden Orientierungshilfen.  

 

Den Nerv der Zeit getroffen

 

Die Organisation COPE entstand 1997 in Grossbritannien als zunächst informelles Treffen von Gleichgesinnten auf Initiative von Mike Farthing hin. Dieser hatte in seinem ersten Jahr als Chefredaktor der Zeitschrift "Gut" vier Fälle wissenschaftlichen Fehlverhaltens ausgemacht und sich gefragt, ob das normal sei. Bis im Jahre 2000 hatte die Gruppe Statuten und insgesamt 90 Mitglieder. In den darauffolgenden Jahren wuchs COPE an zu einer professionellen gemeinnützigen Institution mit heute vier Vollzeitstellen, diversen freiberuflichen Mitarbeitenden und über 12'500 Mitgliedern in 103 Ländern.

 

COPE-Mitgliedschaft als Indikator für Qualität

 

COPE schult und berät Redaktionen wissenschaftlicher Zeitschriften sowie deren Verlage und andere Interessierte mit dem Ziel, ethische Praktiken fest in der Publikationskultur von wissenschaftlichen Inhalten zu verankern und somit die Qualität wissenschaftlicher Publikationen zu verbessern. Zeitschriften, die COPE-Mitglieder werden möchten, unterziehen sich umfangreichen Prüfungen. Sie erfüllen 16 Prinzipien der Transparenz, bei denen es im Wesentlichen darum geht, sämtliche relevanten Informationen, wie etwa zu ihrem Peer-Review-Verfahren, ihren ethischen Richtlinien, aber auch ihren Besitzerverhältnissen und Einkommensquellen auf der Website offenzulegen. Ausserdem verpflichten sie sich, die von COPE definierten Kernpraktiken einzuhalten, etwa zum Zeitschriftenmanagement, zum Peer-Review-Verfahren oder zum Umgang mit Beschwerden, bis hin zu Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens. Verstösse dagegen können geahndet werden, Mitglieder auch wieder ausgeschlossen.  

Dadurch heben sich Zeitschriften, die COPE-Mitglieder sind, klar ab von unseriösen Publikationen. Die COPE-Mitgliedschaft wird für Autorinnen und Autoren sowie Lesende zu einer Art Gütesiegel; sie bietet Gewähr, dass gewisse Minimalstandards im Zusammenhang mit der wissenschaftlichen Qualität und Integrität eingehalten werden. Auch inserierende Firmen wissen, dass sie ihre Werbebudgets in Zeitschriften investieren, die ihrem Image nicht schädlich sind.

 

Ressourcen für Mitglieder  

 

Mit seinen umfangreichen Dienstleistungen wie Guidelines, Flowcharts und Briefvorlagen, seinen Schulungsvideos und dem jährlichen Seminar sowie einem Diskussions- und Beratungsforum für seine Mitglieder ist COPE inzwischen die allseits anerkannte Referenz für Publikationsethik geworden, insbesondere für den Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten. Davon profitieren grosse internationale Verlage und ihre Redaktionen, die sich zunehmend mit gezielt gefälschten Manuskripten auseinandersetzten müssen, etwa aus sogenannten Paper Mills, also eigentlichen "Artikelfälschfabriken", wie sie vornehmlich aus China ruchbar werden. Aber auch kleine Verlage, für die es sich nicht lohnt, Mitarbeitende speziell für Fragen der Publikationsethik abzustellen, erhalten erprobte Leitlinien und Werkzeuge in die Hand.

 

Wissenschaftliche Integrität und Publikationsethik

 

Forschende stehen zunehmend unter Druck, möglichst viele Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften zu veröffentlichen, um sich in ihrem Fachgebiet zu profilieren und von Forschungsgeldern, oder – je nach Land – massiven Karrierevorteilen zu profitieren. Da kann die Versuchung aufkommen, Ergebnisse zu beschönigen oder aufzubauschen. 

Wissenschaftliche Zeitschriften tragen entscheidend zum wissenschaftlichen Fortschritt bei. Sie stehen daher aber auch in der Pflicht, zumutbare Anstrengungen zu unternehmen, um zu verhindern, dass Desinformation in Umlauf gebracht wird, die dem Erkenntnisgewinn schadet und womöglich sogar Leben gefährdet. Zwar ist die überwiegende Zahl der Autorinnen und Autoren wissenschaftlicher Publikationen in ihrer Arbeitsweise integer. Dennoch, auch ihnen können ehrliche Fehler unterlaufen. Dem Peer-Review-Verfahren, also dem Begutachtungsprozess von Manuskripten durch ebenbürtige Expertinnen und Experten des entsprechenden Fachgebiets, kommt daher eine Schlüsselrolle zu. Es ist ein wichtiges Qualitätsinstrument wissenschaftlicher Publikationen und findet sich bei allen hochrangigen wissenschaftlichen Zeitschriften.

 

Mit Peer Review zum Schweizer Facharzttitel

 

Die meisten Weiterbildungsprogramme des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) verlangen zur Erlangung eines Facharzttitels die Erst- oder Letztautorenschaft eines wissenschaftlichen Beitrags, der von einer wissenschaftlichen Zeitschrift mit Peer Review zur Publikation angenommen ist. Vom SIWF anerkannt als peer-reviewed werden Zeitschriften, die in MEDLINE gelistet bzw. Mitglieder des Directory of Open Access Journals (DOAJ) oder von COPE sind. Die wissenschaftlichen Zeitschriften von EMH sind sowohl Mitglieder des DOAJ als nun auch von COPE und erfreuen sich deshalb grosser Beliebtheit bei Autorinnen und Autoren auf ihrem Weg zum Facharzttitel.

 

Vorteile für Unternehmen, die in Fachzeitschriften mit COPE-Gütesiegel inserieren

 

Inserenten zeigen sich und ihre Produkte in geprüften, den Kriterien ethischer Richtlinien entsprechenden Publikationen und können somit vom Renommee der entsprechenden Zeitschriften profitieren.

Die Wichtigkeit des Peer Review – einer der grundlegenden Praktiken von COPE – wurde im Rahmen der Leserumfrage Medizinische Fachpresse 2017 eruiert. 47% der Befragten gaben an, Peer Review als “sehr wichtig” einzustufen, 39% beantworteten die Frage mit “wichtig”.

Quelle: Leserumfrage Medizinische Fachpresse 2017

 

Das COPE-Gütesiegel steht für all das, was der Leserschaft – den Ärztinnen und Ärzten – wichtig ist. Qualität, Richtigkeit, ethisches Verhalten und transparente Finanzierung. Das ideale Umfeld, um PR oder Inserate zu platzieren.

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