access_time Publié 17.12.2021

Verändertes Informationsverhalten der Ärzteschaft

Verändertes Informationsverhalten der Ärzteschaft

17.12.2021

Dr. Andreas Schaub, Inhaber und Institutsleiter bei gfs-zürich und Studienleiter «Leserumfrage Medizinische Fachpresse 2021/2022», zeigte im Rahmen des «Content Hub Health Care Marketing» im Fachmagazin persönlich die ersten Resultate bezüglich des Informationsverhaltens der Schweizer Ärzteschaft.

Autor:
Dr. Andreas Schaub, Inhaber und Institutsleiter von gfs-zürich, Markt- & Sozialforschung

Dieser Artikel erschien am 16.12.2021 im Fachmagazin «persönlich» (Ausgabe 12-2021, S. 118 + 119, Artikel als PDF).

 

Das Informationsverhalten der Schweizer Ärzteschaft ist gemäss einer repräsentativen Befragung bei über 3000 Ärztinnen und Ärzten von drei Trends geprägt: Erstens zeigt sich eine zunehmende Ausweitung der Informationsquellen auf der Angebotsseite der klassischen Medien durch zusätzliche digitale Angebote. Zweitens haben bei einer weiterhin hohen Wichtigkeit der klassischen Informationsquellen die digitalen an Bedeutung gewonnen. Drittens werden die digitalen Informationsquellen auch in Zukunft – getragen vor allem durch ein anderes Informationsverhalten der jüngeren Ärzteschaft – weiter an Bedeutung gewinnen.

Das Markt- und Sozialforschungsunternehmen gfs-zürich hat von September bis Oktober 2021 bereits das dritte Mal nach 2010 und 2017 die Leserumfrage «Medizinische Fachpresse» mit Unterstützung der FMH durchgeführt. Wieder haben über 3000 Ärztinnen und Ärzte aus der Deutschschweiz, der Westschweiz und dem Tessin Auskunft über ihr Leseverhalten der medizinischen Printmedien gegeben. Abgefragt wurden insgesamt 61 Fachpublikationen aus der Schweiz. Darunter waren schweizweit gelesene zweisprachige Fachpublikationen, wie die «Schweizerische Ärztezeitung» oder das «VSAO Journal», rein französischsprachige Publikationen, wie beispielsweise die «Revue Médicale Suisse», und auch italienisch-sprachige Fachmagazine, wie die «Tribuna Medica Ticinese». Publikationen, die sich an die komplette Ärzteschaft richten, wie das «Swiss Medical Forum» oder die «Medical Tribune», sowie auch Fachmagazine für bestimmte Fachrichtungen, wie stellvertretend für den Bereich Kardiologie das «Cardiovascular Medicine», «info@herz+gefäss» oder «Cardiovasc» wurden abgefragt.

Das Studiendesign und die Umsetzung werden zurzeit von der WEMF kontrolliert, sodass die Resultate zum weitesten Leserkreis und zur Reichweite der einzelnen medizinischen Fachzeitschriften voraussichtlich im Januar 2022 vorliegen werden.

 

Veränderung des Informationsverhaltens gegenüber 2017 und 2010

 

Die repräsentative Umfrage hat neben dem Leseverhalten der medizinischen Fachzeitschriften auch das Informationsverhalten der Schweizer Ärzteschaft generell analysiert. Erste Resultate liegen dazu bereits vor und beleuchten das Informationsverhalten der Schweizer Ärztinnen und Ärzte im Wandel der Zeit. Dabei standen die folgenden beiden Fragen im Zentrum: Wie wichtig sind heute ausgewählte Informationsquellen aus Sicht der Schweizer Ärzteschaft, und wie wird sich die Wichtigkeit dieser Quellen aus Sicht der Ärzteschaft in Zukunft verändern? Es zeigt sich, dass 2021 der direkte Austausch mit Berufskollegen (4.3 auf einer 5er-Skala) oder im Rahmen eines physischen Kongresses (4.3) die wichtigsten Informationsquellen der Schweizer Ärzteschaft sind. Mit etwas Abstand folgen – wohl verstärkt durch die Pandemie – virtuelle Kongresse und Webinare (4.0). Die gedruckten Fachzeitschriften haben zwar im Vergleich zu den Vormessungen an Bedeutung verloren (3.9, minus 0.4 gegenüber 2017), sind aber immer noch von hoher Bedeutung und haben insbesondere mit ihren eigenen Websites (3.9) ein zweites Standbein erhalten. Die Internetkonkurrenz ist allerdings gross, sodass Suchmaschinen (3.8) und auch Websites von Berufsverbänden (3.7) fast ähnlich hohe Bedeutung als Informationsquellen für die Schweizer Ärzteschaft aufweisen. Von untergeordneter Bedeutung sind Publikumsmedien (2.7), Websites von Unternehmen (2.4) oder Firmenvertreterinnen und -vertreter (2.2). Die «jüngeren» Ärztinnen und Ärzte (bis 35 Jahre), die die Zukunft der Schweizer Ärzteschaft darstellen, verhalten sich bereits heute so, wie sich der beschriebene Trend darstellt. Ihnen sind im Vergleich zu der «älteren» Ärzteschaft (51+) die Fachzeitschriften (3.6), die physischen Kongresse (4.0), aber auch die Websites von Berufsverbänden (3.5) weniger wichtig. Dafür sind aber die Suchmaschinen (4.1), die Websites oder Portale der Fachpresse (4.0) und interessanterweise die Berufskollegen (4.6) überproportional wichtig.

Wichtigkeit der Informationsquellen für die Berufstätigkeit der Schweizer Ärzteschaft

 

Zukünftige Bedeutung

 

Mit Blick in die Zukunft wird den digitalen Kongressen (+67%: 71% zunehmende versus 4% abnehmende Bedeutung), den Websites oder Portalen der Fachpresse (+48%), den Suchmaschinen (+28%) und den Websites oder Portalen von Berufsverbänden (+28%) und den Berufskollegen (+17%) eine steigende Bedeutung attestiert. Den Firmenvertretern (–41%) und den gedruckten Fachzeitschriften (–24%), den Publikumsmedien (–12%) und den Unternehmenswebsites (–10%) hingegen wird eine abnehmende Bedeutung zugeschrieben.

Interessanterweise gibt es bei der Einschätzung, wie sich das Informationsverhalten der Schweizer Ärztinnen und Ärzte in Zukunft entwickeln wird – gemessen an der Bedeutung einzelner Informationsquellen –, nur geringe Unterschiede zwischen den Alterskategorien.

Bedeutung der Informationsquellen in Zukunft

 

Leserumfrage «Medizinische Fachpresse 2021/2022»

 

Die Resultate der repräsentativen Leserumfrage «Medizinische Fachpresse 2021/2022», werden im Januar 2022 veröffentlicht. Die kostenlose Studienzusammenfassung kann bei der EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG (Auftraggeberin der Studie) bereits vorbestellt werden: emh.ch/leserstudie

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